Ich will kein Youtube-Star werden

 

Auf den ersten Blick erscheint der Vorschlag der SPD, die Sitzungen der Selbstverwaltung auf Youtube zu übertragen, verlockend. Dann könnte ja auch der SPD-Ortsvereinsvorsitzende, welcher beruflich im Ausland weilt, die Sitzungen verfolgen. Aber bei genauerer Betrachtung ist die Idee nicht so gut. Ich bin einer der dienstältesten Mitglieder der Gemeindevertretung und habe im Laufe der Jahre kuriose und mehr oder weniger peinliche Auftritte quer durch alle Fraktionen, einschließlich meiner Person, erlebt. Situationen, die niemand auf immer und ewig gespeichert haben möchte, aber das Netz vergisst nichts. Nun kann man sagen, damit muss man leben. Der entscheidende Punkt ist jedoch: In den Sitzungen herrscht nicht immer „Friede, Freude, Eierkuchen“. Es wird teilweise heftig gestritten und hart argumentiert. Auch die Bürger fassen die Gemeindevertreter nicht immer mit „Samthandschuhen“ an, insbesondere wenn es um das eigene Portemonnaie geht. Das geschieht aber immer mit einem „offenen Visier“, d.h. man weiß mit wem man spricht. Die Anonymität im Internet, das ist ein Fakt, verleitet einige Menschen zu Pöbeleien und Beleidigungen. Und das wird dann geschehen, wenn die einen meinen, sie müssten ihre Partei/Wählergemeinschaft lautstark unterstützen und wenn die anderen mit den Beschlüssen der Gremien hadern. Was sich ein Politiker anhören muss hat Frau Künast aus Berlin unlängst durch ein richterliches Urteil erfahren. Das will ich mir als ehrenamtlicher Gemeindepolitiker nicht antun. Mönkeberg ist ein kleines Dorf und man kann den Sitzungssaal innerhalb weniger Minuten aus jeder Ecke in Mönkeberg erreichen und die Sitzungen live verfolgen.

 

Dr. Walter Voß